Die Eltern von Karoline waren Seligmann Gutmann und Minna, geb. Friedmann. Bei ihnen zeigt sich eine Verbindung zwischen den beiden großen jüdischen Familien Gutmann und Friedmann in Autenhausen.

Darüber hinaus waren Seligmann und Pfeufer Gutmann Brüder, Karoline und die Schwestern Gutmann aus Haus Nr. 33 waren also Cousinen.

Geboren wurde Karoline Gutmann im Haus Nr. 38. Sie hatte acht Geschwister. 

Ihr Bruder Emanuel wurde eines der beiden Opfer, die während des Pogroms im November 1923 brutal überfallen und beinahe umgebracht worden waren.

Das Geburtshaus Nr. 38 in Autenhausen, heute Lindenstraße 13. Bildquelle: Sammlung Katholische Kirchengemeinde Autenhausen

Sie heiratete im Jahr 1878 den Viehhändler Siegmund Gutmann. Er stammte aus Niederwerrn bei Würzburg und war nicht mit ihr verwandt.

Das junge Paar bekam in kurzer Folge sieben Kinder:

Sechs Jungen, zuletzt eine Tochter.
Zwei der Söhne starben im Kleinkindalter, zwei weitere fielen im Ersten Weltkrieg als damals noch geehrte „Helden des Vaterlandes”.

Siegmund Gutmann war Vorsteher der Israelitischen Kultusgemeinde in Niederwerrn und Vorsitzender des
Wohltätigkeitsvereins.

Karoline Gutmann war im „Frauenverein des Roten Kreuzes” engagiert.

1922 starb Siegmund Gutmann und seine Witwe blieb in dem kleinen Ort Niederwerrn.

Ihr Sohn Bernhard wurde in Würzburg im Israelitischen Kranken- und Pfründnerhaus verantwortlicher Arzt.

Dieser Umstand führte vermutlich dazu, dass Karoline Gutmann 1934 mit 76 Jahren nach Würzburg zog und dort als Pfründnerin lebte.

Dr. Bernhard Gutmann floh 1939 nach England.

Sera, der jüngsten Tochter, gelang die Flucht in die USA.

Nur Isidor, der mittlere Sohn, steckte mit seiner Familie in Frankfurt fest.
Sie wurden am 24. September 1942 nach Estland deportiert und unmittelbar nach der Ankunft erschossen.

Einen Tag vor Isidors Deportation war Karoline Gutmann in Würzburg in einen Personenzug gestiegen, der sie zu ihrem teuer erkauften Altersruhesitz bringen sollte.

Sie hatte ein Drittel ihres Vermögens dem Finanzamt des Reiches überlassen müssen, der Rest-2.890 RM- wurde zwei Tage vor ihrer Deportation für einen „Heimeinkaufsvertrag“ abgebucht.

Heimeinkaufsvertrag zwischen der Gemeinde Würzburg und Karoline Gutmann. Bildquelle: ITS Archive, Arolsen Archives

Theresienstadt, der vermeintliche Altersruhesitz, war ihr letztes Ziel.

Im gleichen Zug saßen ihre Cousinen
Mathilde Ochs und Ida Blum sowie deren
Mann Michael.

Niemand von ihnen hat den
darauffolgenden Winter überlebt.

Karoline Gutmann war am 5. Januar 1943 85 Jahre alt geworden. Drei Wochen später starb sie als Letzte der Familie. Sie hatte die katastrophalen Verhältnisse in Theresienstadt am längsten ausgehalten.

Mehr als zwei Jahre später erreichte die Todesnachricht ihre Kinder Bernhard und Sera. Sie veröffentlichten eine Anzeige im AUFBAU, bei der auch der Bruder Isidor genannt war, „Aufenthalt unbekannt“.

Über sein Schicksal hatten die Geschwister bis Juni 1945 keine Informationen. Sie wussten nicht, dass er bereits Monate vor ihrer Mutter ermordet worden war.

Todesanzeige von Karoline Gutmann, veröffentlicht durch ihre Kinder Bernhard und Sera. Bildquelle: AUFBAU, erschienen am 22.06.1945

Ein „Stolperstein” in Würzburg mit dem Namen von Karoline Gutmann ist das einzige heute noch sichtbare Zeichen an ein 85 Jahre langes Leben, das 1858 in Autenhausen begonnen hatte.