Von den vier Töchtern des Ehepaares Pfeufer und Babette Gutmann war Mathilde die zweitjüngste. Geboren wurde sie im Haus Nr. 33, ebenso wie alle ihre Geschwister.

Mathilde Ochs Bildquelle: Erinnerungsblatt von Mathilde Ochs, Yad Vashem, Internationale Holocaust Gedenkstätte, Zentrale Datenbank der Holocaustopfer, Israel

Dieses Haus war seit 1847 im Besitz der Familie Gutmann und gehörte zunächst Mathildes Großvater Löb Gutmann, der es  20 Jahre später seinem Sohn Pfeufer überschrieb.

 Vier Jahrzehnte später übernahm es dessen Sohn Adolf Gutmann. Auch seine Kinder kamen in Nr. 33 zur Welt. 

Adolf und Clara Gutmann lebten dort bis zum Überfall im November 1923.

Das Geburtshaus Nr. 33 in Autenhausen, heute Lindenstraße 1. Bildquelle: privat

Es ist nicht sehr viel bekannt über Mathilde Gutmann und das Wenige beruht auf dokumentierten Ereignissen, die mit einem sorglosen und unbeschwerten Leben wenig zu tun hatten.

Mathilde Gutmann heiratete Karl Ochs, einen Kaufmann aus Herleshausen. Zusammen mit seinem Bruder Joseph betrieb er dort das väterliche Geschäft und beide verfügten über einen außerordentlich guten Ruf.

Im Mai 1891 wurde ihr Sohn Joseph Ochs geboren, der das einzige Kind bleiben sollte.
Joseph Ochs war noch keine vier Jahre alt, als sein Vater plötzlich und unerwartet im Mai 1895 starb. Karl Ochs wurde nur 33 Jahre alt und hinterließ eine junge Witwe mit einem kleinen Kind.

Der Tod ihres Mannes muss für Mathilde Ochs ein Schock gewesen sein und es ist unklar, wie und wovon sie in den Folgejahren gelebt hat. 

Wahrscheinlich wurde sie von der Familie ihres Mannes unterstützt. Sie lebte zunächst weiterhin in Herleshausen und hat nicht wieder geheiratet.

Am 17. Mai 1939, dem Tag der Volkszählung im Nazi-Regime, war sie in Mellrichstadt gemeldet. 

1941 zog sie in das Jüdische Altersheim Würzburg. Dort lebten bereits ihre Schwester und ihr Schwager Blum.

Älteren Menschen wurden sogenannte „Heimeinkaufsverträge“ für Theresienstadt angeboten, um ihr letztes Vermögen einzukassieren. 

Im Gegenzug wurde ein Leben in Ruhe, mit seniorengerechter Betreuung und in der Gesellschaft anderer jüdischer Menschen vorgegaukelt.

Mathilde Ochs unterhielt im September 1942 noch ein geringes Vermögen von 660 RM. Dies wurde am 8. September 1942 auf das Konto für Heimeinkaufsverträge
umgebucht. Dadurch war sie quasi mittellos.

Heimeinkaufsvertrag zwischen der Gemeinde Würzburg und Mathilde Ochs. Bildquelle: ITS Archive, Arolsen Archives

Zwei Wochen später wurde sie aus dem Jüdischen Altersheim geholt und musste zu Fuß zum Bahnhof Würzburg Aumühle gehen, zusammen mit ihrer Schwester Ida Blum  und deren Mann.

Vier Monate später war Mathilde Ochs tot. Gestorben ist sie am 9. Januar 1943 an ihrem letzten „Wohnort” Theresienstadt, Haus A Il, Zimmer 21- fünf Tage vor ihrem 76. Geburtstag und acht Tage nach ihrer Schwester Ida Blum.

Joseph Ochs, der Sohn von Mathilde Ochs, war 1939 in die USA geflüchtet.

Aus der Todesanzeige, die in der deutsch – jüdischen Exilzeitung AUFBAU (New York, USA) veröffentlichte, lässt sich viel herauslesen.

Todesanzeige von Mathilde Ochs, Bildquelle: AUFBAU, erschienen am 23.11.1945

Zunächst wusste Joseph Ochs nichts vom Verbleib seiner Mutter seit ihrer Deportation.
Auch hatte er nicht unmittelbar von ihrem Tod erfahren, sondern erst zweieinhalb Jahre später.
Und selbst im November 1945 war ihm das genaue Sterbedatum nicht bekannt,  denn er gab den Zeitraum Februar – März 1943 an. Gestorben war sie aber tatsächlich bereits Anfang Januar 1943.

Joseph Ochs starb 1950 kinderlos in St. Louis, USA.