
Babette Strauß wurde 1873 in Autenhausen Nr. 51, heute Großer-See-Weg 3 geboren.
Sie war das vierte Kind und die zweite Tochter von Emanuel und Malchen Strauß.

Drei Jahre später traf die Familie ein schwerer Schicksalsschlag:
Mit nur 33 Jahren erlag der Vater im Februar 1876
einem Blutsturz.
Er hinterließ fünf kleine Kinder und eine junge Witwe, die gerade mit dem sechsten Kind schwanger war.
Über Babettes Kindheit und Jugend in Autenhausen ist nichts bekannt. Erst im Jahr 1910 – mit knapp 37 Jahren – heiratete sie den Metzger Isaak Lebrecht aus Schöllkrippen.
Er war neun Jahre älter als sie, ein Witwer mit zwei Söhnen, acht und vierzehn Jahre alt.
Das Familienglück währte nur kurz, denn 1918 starb ihr Mann mit 54 Jahren.
Babette Lebrecht wurde zur Witwe mit zwei Stiefsöhnen. Eigene Kinder hatte sie nicht.
Sie zog zu ihrem jüngsten Bruder Emanuel und seiner Familie nach Weiden/Opf.
Bei ihm lebte auch Malchen Strauß, ihre verwitwete Mutter.
Diese starb 1931 mit 84 Jahren. Ihr blieb erspart, was Babette und Emanuel in der „Kristallnacht” erleben mussten.
Über das Grauen der Nacht hat Bertha Strauß (die Witwe von Emanuel Strauß) im Jahr 1957 geschrieben:
„In der Nacht vom 9. zum 10. November 1938 gegen 5 Uhr morgens wurde unsere Wohnung von jungen Leuten, die nach meiner Erinnerung nicht aus Weiden waren ueberfallen. [ ] Sie zwangen meinen Mann, mich und die bei uns wohnende Schwester meines Ehemannes, Frau Babette Lebrecht sofort aufzustehen und uns anzuziehen. Wir wurden sofort aufs Rathaus gefuehrt. Nach einigen Stunden wurden wir entlassen. Als wir in unsere Wohnung kamen, fanden wir einen Truemmerhaufen vor. Wir mussten ueber Berge von Scherben steigen. Im Schlafzimmer waren die Bettstellen schwer beschaedigt und unbrauchbar gemacht worden. Im Speisezimmer war das Buffet umgeworfen und zertruemmert, ebenso ein etwa 2 m. hoher Spiegel, der auf einer Konsole stand. Fast das gesamte Porzellan und Kristall war zertruemmert. Die Scherben fuellten 3 grosse Tonnen.”
Emanuel Strauß wurde verhaftet und ins KZ Dachau gebracht.
Unmittelbar nach seiner Rückkehr und unter dem Einfluss der schrecklichen Erlebnisse, betrieb er seine Flucht nach England.
Babette Lebrecht hatte weder Geld, noch die Möglichkeit, in einem anderen Land aufgenommen zu werden. Sie zog nach Köln, wo ihre Schwester Sara mit Löb Marx verheiratet war.
Ihre „Umsiedlung” von Köln nach Theresienstadt erfolgte im Juni 1942.

Drei Monate später wurde sie auf ihre letzte Reise geschickt.
Es war ein Transport von 2.000 alten jüdischen Menschen mit Güterwaggons in das Vernichtungslager Treblinka.
Niemand überlebte.
Ihr Stiefsohn Julius in Los Angeles und ihr Neffe Kossy in England wandten sich nach dem Krieg an Hilfsorganisationen.
Die Antworten auf deren Suchanfragen lauteten:
„The missing person was deported on the 16.6.42 to Theresienstadt and on the 19.9.42 to unknown destination.”
„The missing person has been deported to Theresienstadt and has not returned.
No news since.”



