Seine Eltern Pfeufer Gutmann (1841 – 1912) und Eva, geb. Lindenstein (1845 – 1885) hatten bereits acht Kinder, als sich eine weitere Schwangerschaft abzeichnete.

Es  wurde eine Zwillingsgeburt und die beiden Jungen Emanuel und Ephraim kamen am 22.Mai 1885 zur Welt.

Das Geburtshaus Nr. 30 in Autenhausen, heute Brückenstraße 6. Bildquelle: privat

Ihre Mutter Eva Gutmann starb am darauf folgenden Tag.  Zurück blieb ein hoffnungslos überforderter Vater mit zehn Kindern – das älteste 13 Jahre alt- und zwei Neugeborenen.

Pfeufer Gutmann heiratete wenig später noch einmal und mit seiner zweiten Frau Amalie, geb. Sachs, bekam er weitere sieben Kinder.

Über die 17 Geschwister ist bekannt, dass alle das Erwachsenenalter erreichten, was keine Selbstverständlichkeit war.

Emanuel Gutmann heiratete im Jahr1912 Marie Lydia Kleinert, genannt Liddi aus Zella- Mehlis.
Sie war das erste evangelische Mitglied der Familie Gutmann.

Zusammen lebten sie zeitweise in Coburg und zogen dann nach Nürnberg.

Mitte der 1930er Jahre zeigte sich bei Liddi Gutmann eine „psychische Erkrankung” und sie wurde 1936 in der Heil- und Pflegeanstalt Erlangen untergebracht.

Am 23.April 1941ging ein Transport von Kranken und behinderten Menschen nach Hartheim bei Linz in eine Tötungsanstalt, die im Rahmen der „Aktion T4” eingerichtet worden war.

Darunter befand sich auch Liddi Gutmann.

Die letzte Wohnadresse für das Ehe-
paar war Nürnberg, Badstraße 12, nahe dem
Hauptbahnhof.

Von dort aus wurde Ende November 1941, neun Monate nach Liddis Deportation, auch Emanuel Gutmann abgeholt. Mit dem sog. „Frankentransport“ fuhr ein Sonderzug nach Riga, in dem sich auch jüdische „Mitreisende” aus Coburg, Bamberg und Würzburg befanden.

Die Zustände im KZ Riga -Jungfernhof und die harten Witterungsbedingungen lassen Schlimmes vermuten.

Wer den Winterüberlebte, wurde im Frühjahr 1942 in den Wäldern um Riga erschossen. Nur sehr wenige Menschen kamen mit dem Leben davon.

Emanuel Gutmann hat nicht überlebt.

Seine Schwester Regina wandte sich nach dem Krieg in den USA an die Internationale  Suchstelle („Central Tracing Bureau”), um Informationen über seinen Verbleib zu erhalten:

„Gentlemen, I am looking for the whereabout  of my brother Emanuel Gutmann, born May 22, 1885, last address Badstrasse 12, Nürnberg, last heard of September, 2I, 1941.
I would appreciate it very much to get some information.
Very truely yours
Regina Gutmann“

Suchanfrage von Schwester Regina aus den USA. Bildquelle: ITS Archive, Arolsen Archives

Die Suchanfrage wurde tatsächlich über das deutsche Radio verbreitet, aber erst im Januar 1946 bekam die Familie eine Nachricht:

„Von Nürnberg wurde ein Ehepaar dieses Namens am 29.11.1941 nach einem Konzentrationslager in der Nähe von Riga verschleppt. Dort sind beide ums Leben gekommen.”

Diese Information stimmt nur im Hinblick auf Emanuel Gutmann. Aber zumindest wussten die Geschwister nun, dass weder ihr Bruder noch ihre Schwägerin überlebt haben.

Das Wohnhaus der Gutmanns in Nürnberg wurde bei Bombenangriffen zerstört. Die Straße heißt nun Käte   Strobel-Straße und dort steht heute ein unansehnlicher Zweck- bau.

Antwort der Israelitischen Kultusgemeinde auf die Suchanfrage. Bildquelle: ITS Archive, Arolsen Archives

Davor liegen zwei „Stolpersteine” für den jüdischen Kaufmann Emanuel Gutmann und seine evangelische Frau Marie Lydia, genannt Liddi Gutmann.

Beide wurden aus unterschiedlichen Gründen zu Opfern des Rassenwahns.

„Stolpersteine” für Emanuel und Marie Lydia Strauß in der Badstraße 12, Nürnberg. Bildquelle: Gaby Schuller