Heßlein Strauß war der älteste Sohn von insgesamt zwölf Kindern von Simon Strauß und Betty, geb. Bachmann. 

Er wurde im Haus Nr. 2, heute Rosengasse 1 geboren.

Heßlein Strauß erhielt als erstgeborener Sohn den Namen seines kurz zuvor verstorbenen Großvaters Heß Strauß (1798 – 1874). Der Name Heß wurde lediglich in Heßlein abgewandelt.

Die Tradition der sich wiederholenden Vornamen war seinerzeit durchaus üblich, insbesondere seit 1813 verbindliche Familiennamen für jüdische Personen eingeführt worden waren.

 

Über die Kindheit und das Erwachsenenleben von Heßlein Strauß ist nur sehr wenig bekannt.
Er blieb ledig und vermutlich betätigte er sich ebenso im Viehhandel wie sein Vater und seine Brüder.

Die Mutter Betty Strauß starb 1910 und wurde auf dem Friedhof von Autenhausen beerdigt.

Zur Zeit des Pogroms von 1923 hat die Familie Strauß schon nicht mehr in Autenhausen gewohnt. 

Dennoch war Heßlein Strauß erst ab 1928 in Coburg, Zinkenwehr 41 gemeldet, zusammen mit seinem Bruder Hermann, der den Viehhandel übernommen hatte.

 

Mit Ausnahme von Nanni und Heßlein Strauß gelang es allen anderen Geschwistern, bis Mai 1938 aus Deutschland in die USA zu fliehen.

Nanni Strauß wurde 1940 von Kutzenberg aus in die Tötungsanstalt Schloss Hartheim bei Linz deportiert, wo sie einen gewaltsamen Tod fand.

Nach der Flucht von Hermann Strauß musste sein Bruder Heßlein mehrmals die Wohnungen innerhalb Coburgs wechseln.

Zunächst wohnte er im Haus der Familie Sander im Steinweg, der bereits in Hans – Schemm – Straße umbenannt worden war.
Darüber gibt seine „Meldekarte” der Stadt Coburg Auskunft. Zuletzt lebte er im sogenannten „Judenhaus” von Eduard Plaut.

Unter dem Datum vom 24. April 1942 ist sein Wegzug vermerkt: „Ausgewandert unbekannt wohin”.

Meldekarte der Stadt Coburg. Bildquelle: Stadtarchiv Coburg

Tatsächlich wurde Heßlein Strauß sowie fünf weitere jüdische Coburger an diesem Tag über Nürnberg nach Krasniczyn in Ostpolen deportiert.

Es gelang ihm offenbar nicht mehr, seine Geschwister über seine „Umsiedlung“ in Kenntnis zu setzen, oder die Nachricht hatte sie nicht erreicht.
Sie blieben bis zum Kriegsende über sein Schicksal im Ungewissen.

Nachforschungen aus den USA noch während des Krieges belegen, dass sie nichts über den Verbleib ihres Bruders wussten und darüber massiv beunruhigt waren.

Suchanfrage von Adolf Strauß aus New York, USA beim Zentralen Suchbüro. Bildquelle: ITS Archive, Arolsen Archives

Zusammen mit Heßlein Strauß wurde u. a. auch Sally Ehrlich deportiert, nach dem später eine Straße in Coburg benannt werden sollte, sowie jüdische Menschen aus Lichtenfels, Kronach, Kulmbach und Burgkunstadt.

Bei dem Transport wurden Personenzüge eingesetzt, deren Abteile jedoch deutlich überbelegt waren.

Keiner der 955 Passagiere dieses Sonderzuges mit der Nummer Da 49 hat überlebt.

 

 

„Stolpersteine” für Heßlein Strauß, Thekla und Lotte Sander (Mutter und Tochter), im Steinweg 38 in Coburg. Bildquelle: Gaby Schuller