Regina Strauß war das älteste Kind von Emanuel und Malchen Strauß, geb. Kaufmann.

Geburtseintrag von Regina Schönfärber. Bildquelle: Landesverband Israeliti- scher Kultusgemeinden in Bayern, Geburtsregister Autenhausen
Regina Schönfärber Bildquelle: Stadtarchiv Kitzingen

Die Eltern hatten erst ein Jahr zuvor geheiratet und die Familie wuchs stetig.
Sie bekam noch drei Brüder und zwei Schwestern.

Bei dem sehr frühen Tod des Vaters war sie erst sechs Jahre alt. Über die Zeit bis zu ihrem Erwachsenenalter ist über Regina Strauß nichts bekannt.

Sie heiratete Aron Schönfärber aus Mainbernheim und zog nach Unterfranken.
Ihr einziger Sohn Max starb als Kind.

Das Ehepaar lebte nach dem Ersten Weltkrieg in Kitzingen. Dort betrieb Aron Schönfärber ein Handelsgeschäft und engagierte sich beim Roten Kreuz, wofür er 1932 sogar eine Auszeichnung erhielt.

Im September 1942 wurden sie zur „Umsiedlung” nach Theresienstadt aufgefordert, eine Stadt, die „der Führer den Juden geschenkt” hatte.

Für ihre letzten Ersparnisse in Höhe von 1.700 RM mussten sie einen „Heimeinkaufsvertrag“ abschließen.

 

 

Die beiden Autoren Alfred Gottwald und Diana Schulle schrieben in ihrem Buch „Die ‚Judendeportationen‘ aus dem Deutschen Reich 1941 – 1945″:

„Zur Fahrt der im Sammellager konzentrierten alten Juden aus Mainfranken nach dem Würzburger Güterbahnhof Aumühle wurden für den 23. September 1942 um 9:00 Uhr in erster Linie ‚Reichsbahnomnibusse’ angefordert.
Bei der
anschließenden Zugfahrt wurden die Strecken im ‚Protektorat‘ und im Sudentenland gemieden: Die in einem Gutschein über das Fahrgeld angegebene Tarifentfernung von 569 km bezog sich auf den Fahrweg von Würzburg über Schweinfurt, Bamberg, Lichtenfels, Hof, Chemnitz, Dresden und Lobositz nach Theresienstadt – Bauschowitz (Eger).
Die Reichsbahn war demnach auf
konventionelle Weise bemüht, auch diesen Zug so weit wie möglich auf eigenem Gebiet zu befördern.”

Im gleichen Zug befanden sich auch Ida Blum, Mathilde Ochs und Karoline Gutmann, alle ursprünglich aus Autenhausen.

Transportschein nach Theresienstadt, Bildquelle: ITS Archive, Arolsen Archives

Theresienstadt muss im Herbst 1942 für alle Ankommenden ein Schock gewesen sein.

Das Lager war eine mit alten, kranken und schwachen Menschen überfüllte Festung.
Die Zustände in den kasernenähnlichen Häusern waren katastrophal, ebenso die hygienischen Verhältnisse.

Am 5. Januar 1943 starb Arno Schönfärber, vier Tage zuvor Ida Blum, nur eine Woche später Mathilde Ochs und weitere zwei Wochen später Karoline Gutmann.

Regina Schönfärber blieb zurück. Ihrer eigenen Schwester Babette Lebrecht war sie nicht mehr begegnet. Diese war kurz vor Reginas Ankunft nach Treblinka transportiert und ermordet worden.

Ihre zweite Schwester Sara Marx kam im Januar 1943 nach Theresienstadt.

Ein Jahr lang lebten beide Schwestern am gleichen Ort, dann starb auch Sara Marx.

Regina Schönfärber überstand Theresienstadt auf schier unglaubliche Weise.
Sie war die älteste der Schwestern und dennoch die einzige Überlebende. Im Mai 1945 war sie 76 Jahre alt – und alleine.

Das jüdische Altersheim in Würzburg existierte noch, dort lebte sie für die nächsten neun Jahre.

 

Nach einem Besuch ihres ehemaligen Wohnortes ist die unfassbare Aussage von einer Kitzinger Bürgerin überliefert: 

„So schlimm kann das KZ doch gar nicht gewesen sein, wenn die Frau Schönfärber überlebt hat.”

Allen Widrigkeiten und schrecklichen Erlebnissen zum Trotz wurde Regina Schönfärber 84 Jahre alt.

Sie starb 1954 und wurde in Würzburg beerdigt.