Ein Dokument aus dem Jahr 1817 weist in Autenhausen neue Familiennamen aus:  Ehrenreich, Freund, Friedmann, Gutmann, Hellmann, Schüler, Stern und Strauß.

Erstmals sind die selbstgewählten Nachnamen verzeichnet, vorher galt in der jüdischen Tradition die Regelung, einen „Vatersnamen“ (Patronym) an den eigenen Vornamen anzuhängen. Insgesamt 17 Familien können ihren Schutzbrief nachweisen und bekommen daher ein Aufenthaltsrecht, die sog. „Matrikelstelle“.

Eine Familie geht mangels Schutzbriefnachweis leer aus.
Über die folgenden knapp 110 Jahre und mehrere Generationen hinweg lassen sich die Veränderungen anhand von Geburts-, Heirats- und Sterberegistern nachvollziehen.

Geheiratet wird „untereinander“, innerhalb der jüdischen Glaubensgemeinschaft. Meist verheiraten sich die Töchter in andere Ortschaften, während die Söhne vor Ort bleiben und ihre Bräute in der Umgebung finden, z. B. in Memmelsdorf, Ermershausen oder Gleicherwiesen.
Die Kinder werden von einem jüdischen Lehrer unterrichtet.

Zwischen 1850 und 1900 wandern ganze Familien in die USA aus oder ziehen in größere Städte.

Lediglich auf dem Friedhof finden sich heute noch Grabsteine mit den Namen ihrer Vorfahren: Ehrenreich, Freund, Hellmann, Schüler und Stern.

Die Familien Gutmann, Friedmann und Strauß bleiben jedoch und gehen ihren Berufen nach, sie sind Kaufleute, Viehhändler, aber auch Buchbinder.

Es herrscht kein Wohlstand, erst recht kein Reichtum. Dennoch gelingt es mitunter, den Kindern eine hochqualifizierte Ausbildung zu ermöglichen.
Sie werden Ärzte, Kaufleute, Künstler, Rechtsanwälte oder angesehene Rabbiner.

Die letzten beiden jüdischen Kinder werden 1899 und 1900 in Autenhausen geboren: Herbert und John Gutmann, die Söhne von Adolf und Clara Gutmann.

Die Zeit des Nationalsozialismus hat massive Spuren nicht nur bei den Opfern des Pogroms von 1923 hinterlassen. Acht „Söhne und Töchter“ von jüdischen Autenhäuser Familien wurden in Konzentrationslagern ermordet: vier aus der Familie Gutmann, vier aus der Familie Strauß.

Nachkommen leben heute in den USA, Israel, Großbritannien und in der Schweiz. Ihr Interesse an der Geschichte von Autenhausen ist ausgesprochen groß.

„Tabelle über die nach der höchsten Verordnung vom 10. Juni 1814 zu conscribirenden Judenfamilien im Districtscommissariate Bezirke Ebern, 30.4.1817.“ (Auszug: Autenhausen) Diese Liste der Judenfamilien in Autenhausen zeigt deren nach 1814 neu gewählte Familiennamen. Der Abgleich mit der Judenmatrikel, die auf der Basis dieser Tabelle erstellt wurde, zeigt, dass die Anzahl der „Matrikelstellen“ der der Familien entsprach, die ihren Schutzbrief nachweisen konnten. Löw Pfeuffer Gutmann konnte dies nicht: er ging daher leer aus und musste warten, bis eine Stelle frei wurde, um die volle Aufenthalts- und Berufsausübungsberechtigung zu erhalten. (Quelle: Transkription der um wenige Kategorien reduzierten Original-Tabelle, ergänzt um die Matrikelstellenzuordnung, Staatsarchiv Würzburg III. E 1 a 835. Staatsarchiv Bamberg K 3 H 562, Transkription: Dr. Hubertus Habel)
ja_rollup_02_Stellenanzeige
Adolf Gutmann, Kultus – ( Gemeinde- ) vorstand: Annonce für einen Lehrer der jüdischen Elementarschule Autenhausen. Zur Stelle gehörten die Aufgaben des „Schochet und Chasen“: Schächter und Kantor. (Quelle: Der Israelit, 23.12.1909)
Fragment des Grabsteins von Lazarus Ehrenreich (1760-28. 12. 1839). Er erhielt die Matrikelstelle I in Autenhausen. Der „Vorsänger“ (Kantor) arbeitete auch als Hausierhändler. Sein Sohn Nathan wurde Seifensieder. Die Familie wanderte um 1870 u. a. nach Bad Kissingen ab, wo sie ein gut gehendes Hotel aufbaute. (Bildquelle: Dr. Hubertus Habel, 2023)
ja_rollup_02_Familie_Gutmann
„Drei Generationen Gutmann“ von inks: Herbert, Arlyne und Clara Gutmann, ca. 1950, USA (Bildquelle: Privat)