Nach der Flucht der letzten Juden gab es sowohl bewahrendes Erinnern als auch destruktives Verdrängen. 1929, nach einer NS -Kundgebung zum antisemitischen „Judendorf“-Mythos, zeigte Abraham Friedmann aus Hamburg eine Friedhofsschändung an und sorgte so für den Erhalt der Gräber auch seiner Familie.

Von der auf Abbruch verkauften Synagoge holten wohl die Gutmanns den Türsturz mit Relief in die Coburger Synagoge.

Der Friedhof als wichtigstes Element der Erinnerungskultur:
Seit 1927 war der damalige Verband Bayerischer Israelitischer Gemeinden Eigentümer von Friedhof, Synagoge und Mikwe. 1930/33 ließ der Verband Grabsteine und Friedhofsmauer reparieren.

Während der NS-Diktatur demolierten „Hitlerjungen“ etliche Grabsteine.
Der NS  Bürgermeister Wilzmann wollte 1944 den Friedhof kaufen, was aber durch das Kriegsende verhindert wurde.

Nach dem Krieg zunächst zuständig für den verwahrlosten Friedhof, empfahl Landrat Kölmel 1947 dessen Einebnung. Dies verhinderten Herbert Gutmann aus den USA und der bayerische Staatskommissar Dr. Auerbacher.

 

Seit der Wiedergutmachung von NS -Unrecht 1954 Eigentümer von Mikwe und Friedhof, lässt seither der Landesverband der Israelitischen Kultusgemeinden in Bayern den Friedhof durch einen örtlichen Beauftragten pflegen, um 1965
unterstützt durch den lokalen Lehrer Fuger mit seinen Schülern.

Vorrangig dem Friedhof gelten seit den 1980er Jahren Forschungs -Projekte um Prof. Guth, Universität Bamberg sowie von Privatpersonen wie Cordula Kappner.

Vom Antisemitismus-Beauftragten der Staatsregierung wird ein aktuelles Projekt des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege zur Erfassung aller jüdischen Grabmäler mit gefördert.

Geschichte erforschen und dokumentieren:
Viele Autenhäuser erzählen von ihren Eltern und Großeltern, die als Zeitzeugen ihre jüdischen Nachbarn erlebt haben. Diese Erinnerungen gilt es festzuhalten, denn jüdischem Glauben zufolge ist ein Mensch erst tot, wenn er vergessen ist.

2023 gründete sich die Arbeitsgruppe „Jüdisches Autenhausen“, die mit der Stadt Seßlach diese Ausstellung erarbeitet hat. In naher Zukunft sind weitere Projekte geplant.

Es liegt in unserer Verantwortung, die Erinnerung an die jüdische Kultur zu bewahren.

Das Relief an dem Türsturz, außen über dem Haupteingang der Autenhäuser Synagoge, zeigt im Medaillon den hebräischen Text: „Öffnet mir die Tore zur Gerechtigkeit, damit ich eintrete, um dem Herrn zu danken.“ (Ps. 118, 19). Der Türsturz der 1928/30 abgebrochenen Synagoge wurde nach Coburg gerettet. Dort missbrauchte ihn die NS-Stadtverwaltung nach 1932 als Kanalabdeckung. Das erhaltene Fragment hängt heute wieder in der Nikolauskapelle, die von 1873 bis 1932 Synagoge war. (Bildquelle: Dr. Hubertus Habel)
Herbert Gutmanns Intervention 1948 aus Minneapolis, USA, verhinderte die vom Staffelsteiner Landrat Kölmel angeregte Einebnung des Friedhofs seiner Herkunftsgemeinde. Seine Tochter Arlyne lebt in den USA. (Bildquelle: Privat)
Die Mikwe, das Ritualbad, das möglicherweise zeitgleich mit der ersten Synagoge 1756 errichtet wurde, liegt als „Insel“ im Grundstück des Anwesens Lindenstraße 11. Das im Herbst 2023 aufgenommene Foto ihrer Nordwand zeigt den ruinösen Zustand der zunehmend verschütteten Mikwe, die Mitte des 20. Jahrhunderts noch ihr Dach hatte. Ein „Sanierungs“- Vorschlag der örtlich zuständigen Denkmalpflege-Vertreter sah 1991 die Dokumentation sowie die anschließende Einlegung und Erdabdeckung des schon damals einsturzgefährdeten Gemäuers vor. (Bildquelle: Dr. Hubertus Habel)
Der Friedhof im Juli 1947: Blick vom nördlichen Haupttor nach Osten auf den geschändeten und verwilderten Friedhof. (Bildquelle: Staatsarchiv Bamberg K20 2675)
Im Rahmen des auf hohem wissenschaftlichen Niveau angelegten Denkmalpflege-Projekts „Erfassung [ca. 80.000] jüdischer Grabmäler in Bayern“ (bet-olam-bayern.de) war der jüdische Friedhof Autenhausen 2020 das erfolgreiche Testobjekt zur Einmessung der einzelnen Grabsteine per Photogrammetrie mittels Drohnenbefliegung. Zur Vervollständigung der im Luftbild durch Baumbestand verdeckten Friedhofsfläche wurde diese 2023 nachvermessen. (Quelle des Photogrammetrieplanes: © Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, Dr. Roland Linck)